Was ist Multimedialokalisierung?

mic in recording studio

Wenn es um das Übersetzen von Videos geht, hört man in der Übersetzungsbranche auch den Begriff „Multimedialokalisierung“ – aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Und warum ist sie so wichtig? Die Multimedia-Abteilung bei text&form gibt in diesem Artikel einen kurzen Einblick in einen spannenden neuen Bereich und erklärt, wie Unternehmen von Multimedialokalisierung profitieren können.

Der Begriff

Unter „Lokalisierung“ versteht man im Übersetzungsprozess das Anpassen eines Ausgangstextes an die sprachlichen, kulturellen und geografischen Gegebenheiten im Zielland. Das geht weit über die reine Textübersetzung hinaus: Auch Maßeinheiten, Währungen, Datums- und Zeitformate usw. werden an die jeweiligen lokalen Konventionen angepasst, um einen optimal auf den Zielmarkt zugeschnittenen Text zu produzieren. Letztlich ist das Ziel also eine „unsichtbare Übersetzung“, die als Originalfassung wahrgenommen wird.
„Multimedialokalisierung“ (MML) nennt man den Prozess dann, wenn es bei der Lokalisierung nicht nur um schriftliche Texte geht, sondern auch um Audio- und Videoinhalte, also multimediale Formate wie z. B. Imagefilme, Produktvideos oder eLearnings. Die MML stellt aufgrund ihrer Komplexität an alle Beteiligten, vor allem aber an die Übersetzer, besondere Anforderungen.

Der Prozess

Multimedialokalisierung umfasst in der Regel folgende Schritte:

1. Transkription
Im ersten Schritt muss das Ausgangsmaterial erfasst werden. Der gesprochene Text wird vollständig transkribiert; auch sämtliche Bildtexte werden im Skript erfasst.

2. Timecode-Erstellung
Jedes Skriptsegment erhält einen Timecode. Anhand des Timecodes kann dann die Länge der übersetzten Segmente geprüft und die fertige Audiospur gesetzt werden.

3. Übersetzung
Die Übersetzungsleistung bei einem multimedialen Projekt (die so genannte „audiovisuelle Übersetzung“, AVT) muss ganz spezielle Ansprüche erfüllen, die sich von anderen Übersetzungsprozessen deutlich unterscheiden. Neben der inhaltlichen und sprachlichen Korrektheit muss der Übersetzer auf Textlänge und Sprechbarkeit achten sowie die Synchronität zwischen Bild und Ton berücksichtigen. Die Länge der übersetzten Segmente wird am Ende mit dem Original verglichen und gegebenenfalls angepasst.
Das übersetzte Skript wird zur Abnahme an den Kunden geschickt. Bei Bedarf werden detaillierte Aussprachehinweise erstellt, z. B. in Bezug auf Eigennamen oder Fremdwörter.

4. Sprachaufnahme bzw. Untertitelung
Das vom Kunden abgenommene Skript wird von einem professionellen Sprecher im Tonstudio eingesprochen. Die Aufnahme kann entweder als Synchronisation oder als Voice-over erfolgen. Auf Wunsch kann der Kunde bei der Aufnahme Sprachregie führen, d. h. er ist entweder persönlich oder per Telefon bei der Aufnahme zugegen, um live in die Aufnahme eingreifen zu können. Im Rahmen der Audio-Postproduktion wird die Sprachspur gecleant, gemastert und gesetzt.
audio recording talk
Alternativ kann das Multimediaprojekt auch untertitelt werden. Das heißt, die Übersetzung erscheint als ein- bis zweizeiliger Text am unteren Bildrand und wird synchron zum Bildgeschehen ein- bzw. ausgeblendet. Die originale Sprachspur bleibt dabei erhalten.

5. Videobearbeitung und -produktion
Zur vollständigen Multimedialokalisierung gehört auch die Ersetzung sämtlicher Bildschirmtexte, die ebenfalls übersetzt und an lokale Konventionen angepasst werden. Bei der Postproduktion werden die fertige Sprachspur und das Videomaterial schließlich zusammengesetzt und im gewünschten Format ausgespielt.
Das Ergebnis dieses komplexen Prozesses ist ein vollständig lokalisiertes Produkt, das optimal an den gewünschten Zielmarkt angepasst ist.

Der Nutzen
Aufgrund ihrer hohen Anschaulichkeit erzielen Multimedia-Inhalte eine effektivere, direktere und emotionalere Wirkung als reine Textdokumente, daher setzen Unternehmen zunehmend auf multimediale Formen der Information und Werbung. Damit sie auch in anderssprachigen Märkten funktionieren, bedarf es der umfassenden und professionellen Lokalisierung, denn trotz der zunehmenden Verbreitung z. B. des Englischen erreichen Unternehmen Kunden nach wie vor am besten in ihrer Muttersprache.
Wussten Sie schon, dass über 70 % der Kunden Produkten und Informationen in ihrer eigenen Sprache den Vorzug geben – fast 50 % selbst dann noch, wenn sie dafür mehr bezahlen müssen? Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen auch international überzeugen wollen, müssen also im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache ihrer Kunden sprechen – in Schrift, Ton und Bild.

 

Verfolgen Sie den Multimedia-Alltag bei text&form. Demnächst auch auf Twitter! http://twitter.com/textform_mml
Zurück zur Blogübersicht