Wer Fachtexte liest oder schreibt, kennt das: Es ist wichtig, dass Begriffe immer beim selben Namen genannt werden. Sonst kommt man bei den meist komplexen Themen schnell durcheinander. Aber gilt das für alle Texte? Ich erkläre Ihnen, in welchen Textsorten Konsistenz eine große Rolle spielt und wann sie ruhig außen vor gelassen werden kann – und was das für die Übersetzung Ihrer Texte bedeutet.
Terminologie, also alle „in einem Fachgebiet üblichen Fachwörter und -ausdrücke“, kann sogar ein USP sein. Jeder weiß, dass Apple und Microsoft sich über ihre Terminologie voneinander abgrenzen und auch SAP verwendet bisweilen eine eigene Sprache – meint man zumindest. In großen Unternehmen gibt es häufig eine ganze Abteilung, die sich mit dem Sprachstil und -gebrauch des Unternehmens, der sogenannten Corporate Language, befasst. Es werden mitunter seitenlange Styleguides erstellt. Dabei handelt es sich um eine Richtlinie, die das Ziel hat, dass einheitliche Bezeichnungen, Formulierungen und Sprachstile für die verschiedenen Kommunikationsmittel im Unternehmen verwenden werden. Da diese die sprachliche Identität des Unternehmens widerspiegeln, es ist selbstverständlich, dass Konsistenz in diesem Kontext eine große Rolle spielt. Die hier festgelegte Sprache sollte einheitlich verwendet werden. Hat die Unternehmenssprache in den Alltag Einzug gehalten, reicht es, einen bestimmten Begriff zu nennen, und jeder denkt sofort an das Unternehmen – ohne dass das Unternehmen explizit erwähnt wurde.
Aber auch in anderen Bereichen ist es wichtig, Begriffe einheitlich zu benennen. Vor allem im technischen Bereich geht es darum, präzise und akkurate Informationen bereitzustellen. Da sollte niemand lange überlegen müssen, welches Werkzeug oder welche Taste jetzt genau gemeint ist. Es muss sofort und unmissverständlich klar sein – und zwar durchgängig im gesamten Text. Deswegen sollte auch bei dieser Textsorte unbedingt auf Konsistenz geachtet werden.
Und wann ist Konsistenz nicht so wichtig? Sie können es sich wahrscheinlich schon denken: im Marketing. Wenn ein Marketingtext immer wieder die gleichen Begriffe nennt, verliert der Leser schnell die Lust weiterzulesen – und Ihr Unternehmen verliert eventuell einen potenziellen Kunden. Hier dürfen Sie also variieren, um sich abzuheben und Interesse zu wecken. Überraschen Sie den Leser vielleicht sogar mit einem Wort, mit dem er in diesem Kontext nicht gerechnet hätte. So wecken Sie Gefühle und erreichen, dass sich der Leser mit Ihrem Unternehmen beschäftigt. Konsistenz wäre hier störend.
ZWISCHENFAZIT
Ist Konsistenz also nun der Schlüssel zum Erfolg? Um es mit den Worten einer norddeutschen HipHop-Band zu sagen: Jein. In bestimmten Bereichen wie der Unternehmenssprache kann sie definitiv erheblich zum Erfolg beitragen. In einigen Bereichen wie beispielsweise komplexen Anleitungen spart sie Ihren Kunden eine Menge Aufwand und steigert die Kundenzufriedenheit. Und zufriedene Kunden tragen zum Unternehmenserfolg bei. Auch als mittelständisches Unternehmen sollten Sie deshalb in konsistente Terminologie und deren Verwendung investieren. Aber übertreiben Sie es nicht mit der Konsistenz. Wenn Sie Ihr Unternehmen präsentieren möchten, dürfen Sie gerne Synonyme oder vielleicht sogar ausgefallene Begriffe verwenden, die die Aufmerksamkeit auf Ihr Unternehmen lenken. Da tritt Konsistenz in den Hintergrund und kann eher hinderlich sein. Sie möchten die Zielgruppe Ihrer Marketingkampagne ja nicht langweilen.
WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE ÜBERSETZUNG IHRER TEXTE?
Übersetzer und Übersetzungsagenturen arbeiten mit CAT-Tools (Computer Aided Translation, zu Deutsch computerunterstützte Übersetzung, siehe Blogartikel Der CAT-Tool-Dschungel – wir holen Sie da raus). Dazu gehören auch Tools für Glossare und Terminologiedatenbanken. So können wir als Sprachdienstleister nach Abschluss der Übersetzung prüfen, ob die vom Kunden vorgegebene Terminologie konsistent verwendet wurde. Es gibt sogar die Möglichkeit, Wörter festzulegen, die auf gar keinen Fall verwendet werden sollen.
In diesen CAT-Tools werden auch ganze Sätze verglichen und die Änderungen oder Inkonsistenzen hervorgehoben. Sogar Kleinigkeiten wie ein vergessener Buchstabe, unterschiedliche Formatierungen oder ein anderes Satzzeichen werden erkannt. Daher kann es sein, dass die Übersetzung letztendlich konsistenter ist als der eigentliche Text. Zum guten Service sollte es deswegen gehören, den Kunden auf diese Inkonsistenzen hinzuweisen. Denn meistens sind sie unbeabsichtigt, da beim Schreiben der Ausgangstexte solche nützlichen Hilfsmittel nicht zur Verfügung stehen.
FAZIT
Machen Sie sich vor dem Schreiben Ihrer Texte Gedanken über die Corporate Language Ihres Unternehmens. Die Ausarbeitung eines sogenannten Styleguides nimmt zunächst etwas Zeit in Anspruch, zahlt sich auf lange Sicht jedoch aus. Hierbei kann es sich auch um eine kurze Zusammenfassung und eine Liste mit Begriffen (und Definitionen) handeln. Diese Vorgaben müssen Sie natürlich auch kommunizieren. Stellen Sie sie allen (internen und externen) Mitarbeitern zur Verfügung. So stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen jederzeit einheitlich und wie von Ihnen vorgegeben nach außen repräsentiert wird. Machen Sie aber auch deutlich, dass im Marketing andere Regeln gelten, denn eine zielgruppengenaue Ansprache ist wichtig, um die Kunden auch wirklich zu erreichen und sich erfolgreich auf dem Markt zu präsentieren.
Über die Autorin: